#24 Rituelle Dimensionen unserer Gesundheit zwischen Sport und Spiritualität - mit Prof. Dr. Dr. Stefan Schneider

Shownotes

Bist du auf der Suche nach einem tieferen Verständnis für deine ganzheitliche Gesundheit? Dann ist diese Folge wie für dich gemacht! Stefanie Hock spricht heute mit dem Theologen und Sportwissenschaftler Stefan Schneider über ein faszinierendes Konzept: die Leibseeleinheit. Sie zeigen dir, dass Sport und Spiritualität nicht in getrennten Welten existieren, sondern sich gegenseitig beeinflussen und stärken, mit dem gemeinsamen Ziel, dich als ganzen Menschen wahrzunehmen. Du erfährst, warum sowohl regelmäßiger Sport als auch religiöse Praktiken oft eine rituelle Dimension besitzen und wie diese festgelegten Abläufe dir eine tiefe innere Sicherheit und Ruhe vermitteln können. Stefan und Stefanie diskutieren, wie unsere moderne Gesellschaft das Empfinden von Leid fast verlernt hat und warum gerade das Wechselspiel zwischen An- und Entspannung so entscheidend für dein Gleichgewicht ist. Wir sprechen über Studien, die belegen, dass bereits kurze, regelmäßige Bewegung deine Lebenszufriedenheit und Stressresilienz signifikant erhöhen kann. Freu dich auf tiefgehende Erkenntnisse, die dein Wohlbefinden auf ein neues, fundiertes Level heben! ✨

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Transkript anzeigen

00:00:00: Also letzten Endes, wie du beschrieben hast, Rituale, die eine psychoregulierende Wirkung haben.

00:00:05: Also alles ist vorgegeben.

00:00:06: Ich fühle mich sicher.

00:00:08: Ich muss mir keine Gedanken über mein Verhalten machen, sondern es ist über ein Regelwerk, eine Bewegung vorgegeben.

00:00:20: Stefan, ein ganz herzliches Willkommen bei Gesundsein.

00:00:23: Ich begrüße dich jetzt hier schon zum zweiten Mal.

00:00:26: Super cool.

00:00:27: Wir haben nämlich bereits eine gemeinsame Episode über die Bedeutung von Bewegung für unsere mentale Gesundheit aufgenommen.

00:00:33: Und heute wollen wir uns aber der Theologie widmen.

00:00:37: Du bist nämlich sowohl Theologe als auch Sportwissenschaftler.

00:00:41: Wann hast du das erste Mal gemerkt, dass diese beiden Disziplinen eigentlich enger miteinander verbunden sind, als man vielleicht auf den ersten Blick denken könnte?

00:00:48: Witzigerweise eigentlich erst nachdem ich mit beiden Studiengängen abgeschlossen hatte.

00:00:53: Da ist irgendwann bewusst geworden, in der Theologie geht es ja um Gott und das Wesen eines Gottes ist die Beziehung zu uns Menschen.

00:01:00: Egal ob es der christliche Gott, der muslimische, der jüdische oder was auch immer für ein Gott.

00:01:04: Und der Mensch ist erstmal leiblich.

00:01:06: Wir reden ja auch von der Leibseeleinheit, also der Wechselwirkung zwischen mentaler Gesundheit und körperlicher Gesundheit und dass das irgendwie in Ballon zu sein muss.

00:01:16: Und da ist mir bewusst geworden, dass eigentlich Sportwissenschaft und Theologie sich mit der Leibseeleinheit des Menschen und damit letzten Endes mit der Gesamtheit des Menschen beschäftigen.

00:01:25: Ja, super spannend.

00:01:26: Und wenn ich jetzt über Religion oder Spiritualität nachdenke und gleichzeitig irgendwie mir den Bewegungs- und Sport-Tab öffne, dann denke ich, ja, also beides hat irgendwie so eine Art rituelle Dimension.

00:01:41: Rituale sind ein fester Bestandteil vieler Religionen, geben Struktur, Alltag helfen bei der Sinnsuche, verbinden Menschen miteinander.

00:01:48: Und wenn man hinschaut, dann hat auch Sport genau diese rituelle Komponente.

00:01:52: Regelmäßige Abläufe, festgelegte Rituale vor Wettkämpfen zum Beispiel, das Zusammenkommen von Menschen für Sportevents oder gemeinsames Sport treiben.

00:02:01: Sogar das gemeinschaftliche Erleben in Stadien erinnert, finde ich, häufig an, ja, ich sage mal, irgendwas religiöse, religiöse Praktiken wie in der Kirche.

00:02:09: Welche Parallelen siehst du noch zwischen sportlichen und religiösen Ritualen?

00:02:14: Wir sprechen, da habe ich von ... Alltagsbezogenen Ritualen oder Alltags weltlichen Ritualen.

00:02:21: Rituale, die eine psychoregulierende Wirkung haben.

00:02:25: Also alles ist vorgegeben.

00:02:28: Ich fühle mich sicher.

00:02:29: Ich muss mir keine Gedanken über mein Verhalten machen, sondern es ist über ein Regelwerk, eine Bewegung vorgegeben.

00:02:38: Und das entspannt mich, weil ich auf einmal nicht mehr in diesem Fight-and-Flight-Modus bin, sondern ich weiß, was in den nächsten sechzig-siebzig Minuten passieren.

00:02:47: Wedergeil, ob ich in den Gottesdienst gehe, da weiß ich ja noch, es gibt einen festgetakteten Ablauf.

00:02:51: Oder ob ich an einer Stunde Sport teilnehme.

00:02:55: Da ist auch häufig alles getaktet, da weiß ich, was kommt.

00:02:58: Es gibt jemand, der das ganze leitet.

00:02:59: Ich kann auch diese Leitungsposition abgeben.

00:03:02: Ich kann mich auf mich selber konzentrieren.

00:03:04: Muss nicht überlegen, was mache ich als Nächstes, sondern es ist jemand da, der das an Leitenden etwas vorgibt.

00:03:09: Und das macht Menschen ruhig.

00:03:12: Spannend.

00:03:13: Was ich auch noch ganz spannend finde, ist, dass wir natürlich durch Bewegung in unseren Körper reinkommen und dann natürlich nochmal ganz anders, vielleicht auch mit unseren Sinnesorganen irgendwie in Verbindung stehen.

00:03:25: Gibt es da irgendwelche wissenschaftlichen Erklärungen oder so, wie Bewegung zum Beispiel unser Sinnempfinden beeinflusst?

00:03:33: Es ist ja wesentlich der Religion und des Sports, dass wir häufig mit Sinnen arbeiten.

00:03:38: Also beispielsweise der Weihrauch in der katholischen Kirche ist.

00:03:41: durchaus sind es anregend.

00:03:43: Wir nehmen unseren Körper, als solches wieder war.

00:03:45: Die Umgebung verändert sich.

00:03:47: Wir bekommen neue Sinnes-Eindrücke, gerade im Sport, wenn wir rausgehen, wenn wir in der Natur laufen, aber auch den Körper selbst wieder wahrzunehmen.

00:03:54: Also die ganze Probekonzeption, das heißt die Wahrnehmung von Muskeln, die Wahrnehmung von Muskelschmerzen, von Bewegungen, von Bewegungsabläufen.

00:04:04: Es führt einfach zu einer erhöhten, zu einem erhöhten Maß an Körperlichkeit, die wir wieder wahrnehmen.

00:04:11: Ja, genau.

00:04:12: Und das ist sozusagen auch ein Ziel beider Disziplinen irgendwo.

00:04:18: Sowohl die Spiritualität als auch die Bewegung hat zum Ziel, dass wir eigentlich in diese Sinneswahrnehmung kommen, in die körperliche Wahrnehmung, Klarheit irgendwie im Kopf entstehen darf.

00:04:29: Ist das vielleicht auch der Grund, warum viele Menschen beim Sport sich so, ich sag mal, fühlen... Als wären Sie auf einem Selbstfindungs-Fahrt.

00:04:38: Das ist ja auch mit der Spiretualität im Grunde vergleichbar.

00:04:42: Was suche ich über Spiretualität?

00:04:44: Im Endeffekt schaffe ich es, glaube ich, über diese Rituale.

00:04:48: Und Sportbewegung ist eben dann ein Ritual, den Kopf mal abzuschalten.

00:04:52: Also tatsächlich mal aus dieser verkopften Welt raus, da haben wir schon in der letzten Folge drüber gesprochen, dass wir uns mal auf uns selbst, auf unsere Körperlichkeit, fokussieren, vielleicht mal komplett abdrifft mit unseren Gedanken.

00:05:04: Pilger ist ja so ein ganz klassischer ganz klassisches Beispiel.

00:05:06: Menschen begeben sich auf eine Reise, Entschleunigen in ihrem Leben sind in der Lage auch noch mal Sinn ist, ein Drück anderer Art und Weise aufzunehmen und einfach mal in der Lage den Kopf abzuschalten und nicht über die täglichen Probleme nachzudenken, über den täglichen Alltag nachzudenken, sondern mal rauszukommen.

00:05:25: Und das hat, glaube ich, eine spirituelle oder transcendente Komponente.

00:05:30: dass wir es wirklich mal schaffen, uns auf uns zu besinnen und uns als Körper, als Mensch freudig wahrzunehmen.

00:05:37: Ja, ich danke dafür.

00:05:39: Ich finde es auch total spannend, mal darüber nachzudenken, wie Bewegung und Spiritualität in manchen Kulturen auch wirklich verheiratet wird.

00:05:48: Und ich glaube, ob wir Bewegung zum Beispiel als festen Bestandteil unseres Lebens betrachten oder nicht, ist, glaube ich, einfach eine Frage nicht nur der persönlichen Motivation, sondern eben auch eine Frage der Kultur, in der wir aufwachsen.

00:05:59: In manchen Gesellschaften ist zum Beispiel die Bewegung und Körperlichkeit ja tief auch in spirituellen Ritualen verwurzelt oder eben im Arbeitsalltag.

00:06:07: in anderen Kulturen hingegen spielt der Körper eher eine untergeordnete Rolle, vielleicht sogar auch die Spiritualität und das wird alles als ja etwas maximal Funktionales betrachtet, als Mittel zum Zweck zum Beispiel, sowohl eben der Kopf, also unsere Seele vielleicht, wenn man so möchte, als auch eben unser Körper.

00:06:25: Und das prägt uns natürlich, könntest du uns da vielleicht, ich weiß nicht, ob du überhaupt da schon mal darüber nachgedacht hast, aber ich gehe mal stark davon aus.

00:06:32: Gibt es verschiedene Kulturkreise, die beide Enden des Spektrums dieser kulturellen Integration von Bewegung irgendwie zeigen?

00:06:39: Gibt es da gute Beispiele?

00:06:41: Spontan fällt mir ein, ich weiß nicht, ob du darauf abzielen willst, so ein bisschen indigene Kulturen, wo auch noch rituelle Tänze... Vorkommen, aber das tut in unserer Gesellschaft auch.

00:06:51: Also wenn wir einfach in den christlichen Sektor, in den christlichen Low-Preis schauen oder gemeinsam Kirchenlieder singen, das hat ja auch wieder was, wo wir uns bewegen oder Gesellschaftstänze sind.

00:07:00: Letztens ist auch wieder dasselbe.

00:07:02: Ich finde, wenn wir über unterschiedliche Kultur sprechen können, können wir es auch nicht relativ simpel machen, können einfach mal Protestanten und Katholiken miteinander vergleichen und wer mal in beiden Denominationen in einem Gottesdienst geht, wird feststellen, dass der katholische Gottesdienst schielkörperlicher ist.

00:07:17: Also es gibt viel mehr Aufstehen, Insätzen, Niederknien.

00:07:22: Der Rosenkranz wird gebetet.

00:07:24: Eben schon gesagt, Weihrauch sind es anregend, während der protestantische Gottesdienst meistens nur Wort Gottes Theologie ist.

00:07:32: Also ich muss mich irgendwie darauf konzentrieren, ich muss es verstehen, ich muss einen rationalen Zugang zu Gott finden.

00:07:38: Ich glaube, dass der katholische Gottesdienst in dem Sinne eigentlich viel emotionaler ist und damit auch viel dichter an den Menschen dran ist.

00:07:46: dass es viel mehr wieder gibt.

00:07:48: Ja, genau.

00:07:48: Du hast schon richtig gesagt.

00:07:50: Also, meine Bilder im Kopf, die ich hatte, waren eben die von, ja, ich sag mal, rituellen Tänzen, vielleicht auch Kampfsport, Prozessionen, was man irgendwie, wenn man an Kultur denkt, finde ich schon in... Also, für mich persönlich habe ich den Eindruck, dass es zum Beispiel bei uns in Deutschland eher schwächer ausgeprägt ist, dieser Teil der Religion und auch was auch Religion, ich sag mal, als Teil der Kultur, wie bei uns ausmacht ist.

00:08:14: Und in anderen Ländern durch Reisen irgendwie erlebt, dann doch ein bisschen stärker ausgeprägt.

00:08:20: Aber vielleicht ist das auch jetzt so eine persönliche Wahrnehmung, mein Bayes.

00:08:24: Nichtsdestotrotz, es gibt ja psychologische und soziale Effekte.

00:08:28: Die Bewegungen jetzt zum Beispiel, wenn sie nicht nur alleine, sondern eben als Teil einer spirituellen oder kulturellen Gemeinschaft erlebt wird, auf uns hat.

00:08:35: Was sind das denn für Effekte?

00:08:38: Naja, das erste Mal fühle ich mich aufgehoben.

00:08:41: Ich fühle mich als Teil der Gemeinschaft, ich fühle mich nicht ausgegrenzt.

00:08:45: Ich gehöre dazu und das kommuniziert natürlich Sicherheit.

00:08:49: Das menschliche Leben war ja immer so, dass wir uns als Familien, als Zippen, letztendlich als Völker zusammengefunden haben, weil das vermittelt Sicherheit.

00:09:03: Und das ist letztendlich auch im Sport.

00:09:06: Wir haben eben über die Rituale im Stadion beispielsweise gesprochen.

00:09:10: Da gibt es gemeinsame Lobgesänge, da gibt es den Gegner, die gegnerische Mannschaft, die gegnerischen Fans.

00:09:15: Ich bin Teil eines Ganzen und ich glaube, das ist für die soziale Identifikation des Menschen ganz wichtig.

00:09:22: Ich gehöre dazu, ich bin Teil einer Gemeinschaft und das kann sowohl eine religiöse Gemeinschaft sein, das kann aber auch der Sportverein sein.

00:09:28: Das sind Menschen, die sind gleichgesinnt, die haben dieselben Interessen.

00:09:32: die verformen dieselben Ziele.

00:09:35: Das heißt, ein starkes Bindeglied zwischen der Theologie, jetzt in dem Fall unter Bewegung oder dem Sport, ist in dem Fall auf jeden Fall das soziale Bindeglied sozusagen.

00:09:46: Das bringt die Menschen zusammen, es fördert eine Gemeinschaft.

00:09:49: Und das hat an sich, ja, das wissen wir aus verschiedenen Forschungen und Studien, auch im Hinblick zum Beispiel auf die Blue Zones, die jetzt in den letzten Jahren häufig... zitiert und beschrieben wurden.

00:10:00: Das hat ja einen starken gesundheitlichen Effekt auch auf uns, wenn wir uns in einem intakten sozialen Gefüge bewegen.

00:10:06: Und das kann sozusagen einmal aus dem Ursprung der Spiritualität irgendwie passieren, aber eben auch aus dem Ursprung, Ursprungssports.

00:10:14: Das finde ich eine spannende Erkenntnis, ehrlich gesagt.

00:10:18: Du hast ja auch in verschiedenen Kontexten theologisch geforscht.

00:10:22: Gab es da für dich aus einer bestimmten Kultur oder gab es ein bestimmtes Erlebnis, dass dich besonders geprägt hat, worüber du besonders stark diese Verbindung zwischen Bewegung und Spiritualität dir bewusst machen konntest?

00:10:37: Ich glaube, das war ein Teil meiner theologischen Promotion.

00:10:40: Ich habe über die Spiritualität das Gebetsgespräch oder die Frage gestellt ist, Laufen beten.

00:10:46: Und eine Teilstudie war, dass wir eine Gruppe Studierende, das waren siebzig-achtzig Studierende, haben mal dreißig Minuten laufen lassen und wir wollten wissen, macht das was mit deren Spiritualität?

00:10:58: Und Spiritualität ist ganz schwierig zu fassen, also haben wir es irgendwie runtergebrochen, haben gesagt, virtuelle Menschen haben eine hohe Resilienz, haben eine hohe Lebenszufriedenheit.

00:11:07: Das ist doch mal schauen, ob dreißig Minuten laufen, die Lebenszufriedenheit und die Stressresilienz ändert.

00:11:13: Und tatsächlich haben wir festgestellt, dass nach dreißig Minuten laufen, joggen mittlere Intensität.

00:11:19: Die Studierenden... eine viel höhere selbst berichtete Lebenszufriedenheit und selbst berichtete Stressresilienz hatten.

00:11:26: Und das hat mich wirklich gewundert, weil wir reden über dreißig Minuten laufen.

00:11:31: Aber dieser punktuelle Effekt hat dann, glaube ich, auch einen Anker, dass wir einfach sagen können, das tut mir gut.

00:11:38: Das hält auch eine Weile vor und ich kann auch wieder darauf zurückreferenzieren, dass mir das gut getan hat und ich kann dieses Gefühl auch wiederherstellen.

00:11:47: Und in dem Sinne hat, glaube ich, Sport eine sehr starke, spirituelle Dimension, wobei mir bewusst ist, dass der Begriff Spiritalität extrem aufgeweicht und sehr, sehr schwierig zu definieren ist.

00:12:00: Da hast du natürlich vollkommen recht, aber ich glaube, es ist total okay, wenn wir bei dem Begriff bleiben.

00:12:07: Du hast es gerade schön mit dieser Studie eben auch schön gezeigt, dass eben das Gefühl durch Bewegung, vielleicht sogar während der Bewegung einfach so ein Float, Zustand vielleicht zu erleben, dass das unseren Kopf ja sogar vielleicht öffnet auch für, ich sag mal, das Transcendentale.

00:12:25: Ja, das, was, was gibt's denn größeres als, als wir Menschen?

00:12:29: Gibt's da irgendwie eine Urkraft?

00:12:32: Bin ich da durch Gott näher?

00:12:33: Ja, da entsteht irgendwie eine, ein Gefühl von Ruhe, von Klarheit.

00:12:37: In der Nordwissenschaft gibt's ja dafür tatsächlich eine Erklärung, die, der Begriff der Hypofrontalität, wo das Denken eben zurücktritt und wir einfach nur sein können.

00:12:47: Inwiefern hilft uns dann vielleicht auch Bewegung und Sport dabei, diesen Zustand überhaupt zu erreichen?

00:12:54: Weil ich habe das Gefühl, dass wir in der heutigen Gesellschaft leider eher weniger Zugang zu Spiritualität haben, vielleicht auch weil wir so verkopft sind.

00:13:03: Was glaubst du, wäre Bewegung vielleicht ein Weg zurück?

00:13:06: Bewegung ist mit Sicherheit ein Weg zurück.

00:13:08: Aber es kann ja auch, wenn ich meditiere oder ich mit dem Yoga beschäftige, beschäftige mich auch letztens mit meinem Körper.

00:13:16: Das heißt, es ist, glaube ich, weniger die Bewegung als das Zurücksinnen auf den eigenen Körper, die Kognition mal auszuschalten, andere Sinneswahrnehmungen zu triggern, vielleicht auch mal Schmerzen zu triggern.

00:13:28: Viele fühlen sich ja nach dem Sport einfach nur gut, weil der Schmerz nachlässt.

00:13:32: Ein Kollege von mir hat mal gesagt, Laufen fühlt sich an wie mit dem Kopf gegen die Wand hauen.

00:13:37: Es ist einfach supergeil, wenn der Schmerz nachlässt.

00:13:40: Und dieses Glücksgefühl dann, ich leide nicht mehr, ich habe was geschafft.

00:13:45: der Schmerzen ist nach.

00:13:46: Wir kennen das, wenn wir vom Zahnarzt kommen.

00:13:48: Die Welt ist nie so schön wie in dem Moment, wie wir aus der Zahnarzt-Tür rausgehen.

00:13:52: Weil wir wissen, das haben wir vollbracht, ist uns hinter uns, es wird nicht mehr wehtun.

00:13:56: Alles ist schön.

00:13:57: Also so eine gewisse Relation auch von Leid.

00:14:01: In unserer heutigen Gesellschaft erfahren wir eigentlich nicht mehr Leid.

00:14:04: Wenn wir körperlichen Schmerzen haben, schmeißen wir eine Tablette ein.

00:14:08: Oder wir gehen zum Doc.

00:14:09: Auch Leid auf einer Meta-Ebene.

00:14:12: Sterben, Tod wird mehr und mehr ausgeklammert und ich glaube, dass Leid und die Erfahrung von Leid etwas ganz essentielles für uns Menschen ist.

00:14:20: Und letzten Endes bringt uns der Sport in den Bereich des Leidens.

00:14:25: Jeder, der mal vierhundert Meter gesprintet ist, weiß, das tut einfach nur scheiße weh.

00:14:29: Und es ist so schön, wenn es vorbei ist.

00:14:30: Ich fühle mich so gut, weil der Schmerz nach ist.

00:14:32: Das ist total spannend.

00:14:34: Warum glaubst du, ist denn dieses Leiden dieser Schmerz?

00:14:37: Warum hilft uns das?

00:14:40: glücklicher zu sein oder spiritueller zu sein.

00:14:43: Was ist da, was passiert da?

00:14:45: Nein, letztendlich ist das der Grundgedanke der meisten Religionen.

00:14:48: Also der christlichen Religion.

00:14:49: Ich muss in dieseits leiden, damit ich dann irgendwann im Jenseits das ewige Leben habe und Glückseligkeit und das Land in dem Milch und Honig fließt.

00:14:58: Da frage ich mich immer, will ich das denn wirklich?

00:15:01: Will ich den ganzen Tag irgendwie in Milch und Honig gebadet sein?

00:15:04: Oder geht mir das nicht irgendwann auch auf den Sack?

00:15:06: Also wir sagen in der Himmelbeet erst schön durch ein paar Wolken.

00:15:09: Und ich glaube, wir brauchen diese Relation, dass wir am Tag sehen, ja, es gibt dort Zeiten, wo es mir schlecht geht.

00:15:16: Und wir haben auch über deinen Weg in der ersten Folge geredet, wo du das Tennisspielen wieder entdeckt hast, wo es eine Krise gab, wo es nicht gut ging.

00:15:26: Und ich glaube, wir alle finden das in unserem Leben Zeiten, wo es uns nicht gut geht.

00:15:30: Aber dann retrospektiv auf diese Zeiten zu schauen, merken wir, das war total wertvoll, weil ich mich mit mir selber auseinandersetzen muss.

00:15:36: Ich habe viel über mich selber gelernt.

00:15:39: Das ist Teil des Sports, mal zu leiden, mal Schmerzen zu haben, im ganz kleinen, überschaubaren Rahmen und danach halt zu sagen, oh, jetzt ist doch echt schön, wenn es auch nicht weh tut.

00:15:51: Das Leben ist irgendwie relativiert worden.

00:15:55: Ja, da hatte ich zum Beispiel mit Sandra auch in der Episode über die traditionelle chinesische Medizin mal gesprochen, weil auch da das Prinzip von Ying und Yang, es kann nur Licht geben, wenn es eben auch Dunkelheit gibt, ja, dieses Prinzip der Gegensetzlichkeit.

00:16:09: Und das gilt wahrscheinlich auch in dem Fall, dass wir, ja, wir können uns nur wohlfühlen und das auch richtig wertschätzen, wenn wir auch wissen, dass es auch körperliche Schmerzen geben kann.

00:16:19: Wie, wenn ich jetzt zum Beispiel über die gesellschaftliche Bedeutung von Sport nachdenke, da ist es ja auch wieder sehr verkopft.

00:16:29: Das heißt, wir sehen Sport eher als etwas Funktionales.

00:16:33: Wir müssen unseren Körper bewegen.

00:16:35: Wir müssen, ne, damit wir gesund sind, Ich habe aber immer das Gefühl, Spiritualität gibt allem, was wir tun, ja so einen tieferen Sinn, würde ich sagen.

00:16:46: Und ich glaube, wir hätten wahrscheinlich nochmal mehr davon, wenn wir Bewegung oder Sport tatsächlich mehr in diesem Kontext auch sehen und schätzen können würden.

00:16:57: Ich finde das ein bisschen schwierig, das so zu verheiraten, aber vielleicht schaffst du das mit meiner hier sehr wagen Frage.

00:17:05: Ich würde versuchen, nochmal über das Jeden-Union anzuknüpfen.

00:17:08: Er war auch im christlichen Kontext, gibt es ja Benedikt von Ursja, der Gründervater der Benediktina.

00:17:14: Sein Grundtenor der regular Benedikti war Ora et Labora, Beta und Arbeit.

00:17:19: Weil es im Endeffekt das Leben der Mönche wiedergespiegelt hat.

00:17:21: Die hat hier regelmäßige Gebetzeiten gehabt, wo sie körperlich ruhig waren.

00:17:26: Und dann war das Mönchische Leben eben durch Arbeit geprägt.

00:17:30: Und das ist eigentlich sehr schön, dieses Wechselspiel und diese Balance zu finden zwischen körperlicher Belastung, und körperliche Entlastung.

00:17:38: Ich glaube, wenn wir das schaffen, so sind wir als Menschen einfach geworden.

00:17:45: Das sind Millionen Jahre, die uns so getrickert haben.

00:17:48: Es gibt Zeiten der B-Lastung, es gibt Zeiten der Entlastung.

00:17:51: Ich glaube nicht, dass wir das kurzfristig ändern können, sondern wir müssen uns darauf besinnen, dass wir diese Balance wieder finden.

00:17:58: Immer nur Sonnenschein ist auch langweilig.

00:18:00: Es braucht auch mal ein bisschen Regen, um uns dann wieder über das gute Wetter zu freuen.

00:18:05: Ja, absolut.

00:18:06: Und du hast jetzt gerade den schönen Punkt nochmal erwähnt.

00:18:10: Das Leben der Mönche, da ist sozusagen die körperliche Arbeit wirklich Teil des Alltags.

00:18:16: Und in unseren Zeiten ist das ja aber sehr, ja, sehr, sehr, also nicht mehr körperlicher.

00:18:22: Die meiste Arbeit, die die Menschen verbringen, ist eher weiter entfernt von körperlicher Aktivität.

00:18:28: Und das stellt sich für mich jetzt die Frage, wie können wir denn als Gesellschaft Bewegung wieder mehr als grundlegende Bestandteil des Menschseins und auch unseres Alltags begreifen, können wir Arbeitswelten verändern.

00:18:41: Oder reicht wirklich dieses, ne?

00:18:43: Ich bin in einem Verein, ich mache so Sport, weil Arvid Neumann, den ich auch mal bei mir Podcast hatte, hat gesagt, wir können nicht meinen, dass wir zwölf Stunden vor dem Laptop sitzen und dann mit einer Stunde am Abend den Ausgleich finden, ne?

00:18:54: Indem wir irgendwie ins Fitnessstudio gehen oder so.

00:18:55: Das heißt, es geht ja schon... Darum, dass wir auch zeitlich irgendwie mehr in diese Balance kommen, Bewegung teil unseres Alltags zu machen.

00:19:03: Wie kann das denn gelingen?

00:19:05: Ich glaube, wenn wir das schaffen, zwölf Stunden zu sitzen und dann jeden Tag noch eine Stunde ins Fitness-Schule zu gehen, dann haben wir schon ganz, ganz, ganz viel bewegt.

00:19:12: Wir haben ja auch irgendwie ein glorifizierendes Bild der Menschen von vor zwei, drei, vier, zehn, tausend Jahren.

00:19:18: Die sind auch nicht die ganze Tag rumgerannt, sondern die haben den Großteil der Zeit einfach da gesessen und gewartet, dass ein Opfer, also ein Hasen, ein Reh oder ein Mammut vorbeikommt.

00:19:27: oder geschaut, muss ich mich bewegen.

00:19:31: Danke, das

00:19:31: tut jetzt irgendwie total gut, dass du das sagst, dass wir die Vergangenheit zu sehr glorifizieren und die Gegenwart zu sehr verteufeln, vielleicht für das, was sie

00:19:40: ist.

00:19:41: Es gibt ja die schöne Geschichte des Auszugs, des Volkes Israel aus der Knechtschaft in Ägypten, wo die vierzig Jahre durch die Wüste gegangen sind, wobei moderne Exeggäten davon ausgehen, dass es nicht vierzig, sondern zweiundvierzig, comma, eins, neun, fünf Jahre waren.

00:19:56: Die sind auch nicht den ganzen Tag gegangen, sondern die werden einfach auch viel da gesessen haben, weil in der Mittagsliste geht eben auch gehen nicht.

00:20:04: Und von daher glaube ich schon, dass wir es kompensieren können.

00:20:06: Also auch wenn wir auf die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO schauen, gesundheitspräventive Bewegung heißt, etwa hundertfünfzig bis hundertachtzig Minuten wöchentlich, also dreimal eine Stunde körperlich moderat intensiv bewegen ist gesundheitslich präventiv.

00:20:24: Das gilt erst mal für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber wir sind dabei, das letzten Ende auch für die mentale Gesundheit ganz, ganz ähnlich zu definieren.

00:20:32: Ja, das ist definitiv für mich persönlich jetzt sehr beruhigend mal von dir diese Einschätzung zu hören.

00:20:37: Der Theologe, der sozusagen sich mit vor ein paar tausend Jahren auskennt und sagt, so viel besser haben die sich eigentlich gar nicht bewegt, beziehungsweise so viel mehr haben die sich eigentlich gar nicht bewegt.

00:20:46: Das können wir theoretisch heute auch umsetzen.

00:20:49: Nichtsdestotrotz drängt sich mir so eine Idee auf.

00:20:52: Denn es gibt so einen schönen Gestaltungsleitsatz aus der Architektur, der da heißt, die Form folgt der Funktion.

00:20:59: Und der meint ja, dass die Funktion, also die Gestaltung von Dingen, sich aus ihrer Funktion, also aus ihrem Nutzzweck ableiten soll.

00:21:05: Und umgekehrt kann man aus der Form natürlich auch diese Funktion ableiten, Function follows Form.

00:21:11: Und daraus ergibt sich jetzt zumindest für mich eine innovative Nutzung von zum Beispiel bewusst gestalteten Orten.

00:21:18: Und ich finde es immer ganz spannend, als Volkswirtin auch sozusagen über die Volkswirtschaft und die politische Ebene nachzudenken, kann man nicht auch diesem Leitsatz folgen und artgerechtere Strukturen für uns Menschen zum Beispiel in den Wohngebieten schaffen, in den Städtegebieten schaffen.

00:21:35: Das wäre jetzt mal so meine Frage.

00:21:38: Gerade wenn es um Gesundheitsvorsorge, Gesundheitsprophylaxe geht, dann... reden wir häufig von einer Verhaltensänderung des Einzelnen.

00:21:46: Also ich muss mich ändern, ich muss mich mehr bewegen.

00:21:49: Das ist so das Credo.

00:21:52: Ich glaube aber, genau das, was du ansprichst, wir brauchen auch eine Verhältnisänderung.

00:21:56: Also wir brauchen Räume, um uns bewegen zu können.

00:22:00: Ein gutes Beispiel ist die Niederlande.

00:22:02: Wenn wir in die Niederlande schauen, die haben sich irgendwann in den Siebziger, Achtziger Jahren dazu entschlossen, ihre Städte nicht auf das Auto zu fokussieren, sondern auf das Verrat.

00:22:10: Das war auch eine lange Diskussion und das ist stark.

00:22:13: Das Pendel schlug auch in die einen und die andere Richtung mal aus.

00:22:17: Aber wenn wir heute in die Lerdanne schauen, dann sehen wir einfach die Menschen vielmehr mit dem Fahrrad unterwegs.

00:22:21: Es gibt die entsprechende Infrastruktur.

00:22:24: Und das sehe ich heute in vielen europäischen Städten, dass das Rad Straßen entwickeln werden.

00:22:30: Zweispurige Autostraße wird eine Straße gesperrt, eine Spur gesperrt.

00:22:33: Da dürfen die Fahrradfahrer fahren.

00:22:36: Und es fahren mehr Leute Fahrrad.

00:22:38: Das ist ja total überraschend.

00:22:39: Da hätte ja keiner mit gerechnet, dass das tatsächlich passiert.

00:22:41: Aber das zeigt eben, dass wir städteplanerisch überlegen müssen, wie können wir Bewegungsräume schaffen.

00:22:46: Das ist natürlich, ich habe mich da letztens mit dem Städteplan auch drüber unterhalten, schwierig in einem Kontext, der steht.

00:22:52: Also ich kann ja die Stadt nicht abreißen und neu bauen.

00:22:54: Aber ich kann es vielleicht schaffen.

00:22:56: Bewegungsräume zu gestalten, zu denken, wenn Gebäude abgerissen werden, Spielplätze nicht nur für Kinder, sondern auch für Senioren und Senioren, für erwachsene Calisthenics-Anlagen einzurichten.

00:23:08: Wo Menschen die Möglichkeit haben, sich zu bewegen.

00:23:11: Ja, und wo sie vielleicht auch einfach nur beim Vorbeigehen sehen, dass das jemand anderes macht und sich einfach mal spontan inspiriert fühlen, dem es gleich zu tun.

00:23:19: Ja, das kann auch einen negativen Effekt haben, wenn ich an der Sportuschule an den Kalisthenics-Geräten vorbeigehe, dann denke ich, oh Gott, oh Gott, oh Gott, ich schieße dir auf keinen Fall hin, da sind ja nur die ganz, ganz schitten.

00:23:28: Ja, das ist, es kann auch diesen negativen Effekt haben.

00:23:31: Aber natürlich, wir brauchen das.

00:23:32: Und letzten Endes, wenn wir länger hinschauen, es sind Familie mit ihren Kindern unterwegs, die Kinder, die die Geräte nutzen.

00:23:38: Es sind dann Oma und Opa, die mit ihren Enkeln unterwegs sind.

00:23:40: Die auf einmal sagen auch, die Balance, ihr Stange probiere ich auch mal, oder das Karussell, das Hand angetrieben, dann probiere ich mal.

00:23:45: Fantastisch, toll.

00:23:47: Vielleicht gibt es dann demnächst einfach ein Trimmdich-Fahrt für die Erwachsenen neben den Spielplätzen.

00:23:52: Trimmdich-Fahrt gab es ja schon in den Achtziger, Neunzigerjahren.

00:23:55: Da gab es noch Sportbilliwa, glaube ich, das Maskottchen des Deutschen Sportbundes damals, wo man tatsächlich diese Trimmdich-Fahrt auch angelegt hat.

00:24:02: Aber irgendwie sind die dann auch nicht gepflegt worden, Vergessenheit geraten.

00:24:06: Es hat sich keiner drum gekümmert, aber eigentlich eine richtig gute Idee.

00:24:10: Glaubst du denn, dass so eine, dass eine stärkere politische Förderung auf Bundesebene Sinn machen würde, um zum Beispiel auch Sport schon für die Kinder als wichtigen Wert zu etablieren.

00:24:20: Ich meine, du machst natürlich mit deiner Forschung und mit der wissenschaftlichen Kommunikation jetzt auch sehr viel Arbeit in dem Bereich.

00:24:26: Würdest du dir manchmal ein bisschen mehr Unterstützung durch die Politik wünschen?

00:24:30: Ich glaube, damit machen wir es uns manchmal zu einfach.

00:24:32: Natürlich beraten wir letzten Endes auch Politikerinnen und Politiker und geben Richtlinien.

00:24:39: vor oder Empfehlungen raus.

00:24:41: Aber letzten Endes liegt es dann auch wieder, an den Einzelnen das umzusetzen.

00:24:46: Ich glaube, wir brauchen diese zwei schneidige Autobahnen.

00:24:49: Auf der einen Seite politisch getriebene Veränderungen, also beispielsweise Radwege installieren, Bewegungsräume innerhalb von Städten schaffen, aber dann tatsächlich auch die Motivation an den Einzelnen und gerade wenn es um unsere Kinder geht zu sagen, ihr müsst dafür was tun.

00:25:07: Bringe mal das Beispiel, wenn man sich ein Hund zulegt, dann weiß man, schon im Vorfeld, im Schnitt, muss ich mit diesem Hund drei mal am Tag rausgehen.

00:25:14: Weil ich sage immer, wenn Sie Kinder kriegen, können Sie das Pima-Daum auch auf Ihre Kinder anwenden.

00:25:19: Gehen Sie mit den Kindern drei mal am Tag raus.

00:25:21: oder viel besser noch, lassen Sie Ihre Kinder sich mit rausnehmen, weil die Kinder wollen ja.

00:25:26: Ich muss halt dann sagen, okay, dann lass es wirklich mal gehen

00:25:29: und das machen.

00:25:30: Ja, absolut.

00:25:31: Und du hast gesagt, das wäre immer ein bisschen zu einfach.

00:25:34: Was genau meinst du da?

00:25:35: Na ja, wir schieben das dann schnell ab.

00:25:37: Ich kenne das aus der Schul-Sport-Diskussion.

00:25:39: Ja, wenn der Schul-Sport wegfällt, dann ist immer das Aufschreien groß und der Schul-Sport ist doch so wichtig und wir müssen uns bewegen und die Schulen müssen jetzt bitte mal machen und die Politik muss jetzt bitte mal machen.

00:25:49: Ja, das ist wichtig, aber genauso wichtig ist, dass ich das mache, dass ich den Arsch hochkriege.

00:25:54: Genau, das ist in meiner Verantwortung.

00:25:56: Es gibt viele Studien, die zeigen, Kinder sind dann sportlich aktiv.

00:26:00: wenn die Eltern sportlich aktiv sind.

00:26:02: Und wir können das auch entsprechend kanalisieren.

00:26:05: Wir haben letzte Mal die Leuchttur gesprochen, dass ich mit meinen Kindern immer mit dem Fahrrad zur Schule gefahren bin.

00:26:09: Morgens, wenn wir mit gutem Beispiel vorangehen, dann ist es für unsere Kinder auf einmal was Selbstverständliches, sich zu bewegen.

00:26:16: Ja, absolut.

00:26:17: Und mit dieser Selbstverständlichkeit ist es ja auch schön, wenn man zum Beispiel persönlich Spezialität in seinem Leben willkommen heißen kann.

00:26:26: Du als Theologe weißt da auch sicherlich Bescheiden, das würde mich jetzt noch mal interessieren.

00:26:30: Hat den, ich meine, bei der Bewegung wissen wir beispielsweise, dass es einfach gesundheitliche Vorteile hat, das wurde sehr stark erforscht.

00:26:37: Und gleichermaßen findet man ja auch in der Spiritualität nachweise, dass auch der Glaube an Gott eben der Glaube selbst auch gesundheitliche Auswirkungen haben kann positiv.

00:26:50: Fallen dir dazu gerade spannende Studien ein oder hast du da selbst Erfahrungen gemacht?

00:26:54: Ich glaube, das ist ein genereller Konsens, dass es Menschen einen Sinn im Leben braucht, damit sie sich wohlfühlen, damit sie in Tri-Far-Motivationen haben, sich zu engagieren.

00:27:08: Und ich glaube, dass Religionen in hohem Maße Sinnstiften sind, dass sie Menschen ein Zuhause bieten können.

00:27:14: Auch die Idee von Diakonie und Caritas finde ich total klasse, dass wir uns um andere Menschen kümmern, dass wir Verantwortung übernehmen, dass wir merken, wir werden gebraucht.

00:27:24: Das hat was Sinnstiftendes.

00:27:26: Und es gibt viele, viele Studien gerade aus den fernöstlichen Religionen, dass Meditation, Spiritualität tatsächlich auch eine körperlich gesundheitliche Komponente hat.

00:27:38: Dass sie das Herz-Kreislauf-System reguliert, dass wir viel, viel entspannter sind, dass die Lebensfreude größer ist.

00:27:45: Und es hat, glaube ich, viel mit dieser Sinnfrage zu tun.

00:27:50: Und auch in diesem Fall könnte man schon sagen, dass man als Eltern eine gewisse Vorbildfunktion hat gegenüber den Kindern in dieser Hinsicht, richtig?

00:27:59: Ja, ich glaube nicht nur eine Vorbildfunktion, sondern auch eine Türöffnerfunktion.

00:28:03: Dass man einfach mal sagen kann, guck mal, probier doch mal das aus.

00:28:07: Also, gehen wir halt... In Deutschland gibt es in vielen Gemeinden noch Kindergottesdienste.

00:28:12: Geht doch mal den Kindergottesdienst.

00:28:13: Nimm das mal mit.

00:28:15: Vielleicht nur, wenn es um das Kulturgeld geht.

00:28:17: Wenn es gar nicht um Spiritualität, um Glauben geht.

00:28:19: Sondern wir öffnen Türen, wir versuchen verschiedene Sachen aus.

00:28:22: Wir gehen mal in den Sportvereinen, Tennis spielen, Leichtathletik-Touren.

00:28:26: Wir öffnen als Eltern viele Türen und irgendwann sagen unsere Kinder auch ne.

00:28:30: Schi, so lang war ich da, geh ich nicht mehr hin.

00:28:32: Und dann ist das auch gut.

00:28:34: Und dann ist es vielleicht in drei Jahren auf einmal wieder spannend.

00:28:37: Aber ich glaube, wir müssen diese Türöffnerfunktion übernehmen, dass wir unseren Kindern Möglichkeiten und Wege aufzeigen.

00:28:43: Ja, genau, diese Funktion, der will ich persönlich auf jeden Fall gerecht werden.

00:28:49: Eine Frage, die ich dir gerne noch stellen würde.

00:28:52: Ich persönlich habe zum Beispiel, es ist schwierig empfunden, über die katholische Kirche Zugang zur Spiritualität zu finden.

00:29:02: Das kam mir immer sehr stark so als eingestaubt vor und als irgendwie nicht zeitgemäß.

00:29:07: Und das fiel mir sehr, sehr schwer.

00:29:09: Und ich hab mich dann eher mit fernöstlichen, also spirituellen Lehrern beschäftigt und da mehr Inhalte gefunden, die mit mir resoniert haben.

00:29:18: Und ich merke jetzt auch im Freundeskreis, dass es vielen sehr ähnlich geht.

00:29:23: Gleichzeitig haben wir nun mal die katholische Kirche oder die protestantische Kirche in Deutschland und natürlich auch andere Religionsgemeinschaften.

00:29:30: Wie ... Ja, wie machst du das vielleicht mit deinen Kindern?

00:29:34: Dass du sie vielleicht auch an unterschiedliche Arten von Religiosität, Spiritualität und wie man sowas im Leben irgendwie auch einbauen kann?

00:29:42: Wie gehst du damit um?

00:29:43: Oder was würdest du Eltern empfehlen?

00:29:46: Wie bist du denn an die scheren östlichen Meditationspaktiken dran gekommen?

00:29:49: Was ist angelesen?

00:29:51: Genau, ich habe gelesen, übers Reisen.

00:29:54: Genau, ich glaube, das waren schon die beiden Dinge.

00:29:57: Also, ich breche es nochmal kurz runter, viel in Bewegung sein.

00:30:00: Wenn wir in Bewegung sind, lernen wir neue Kulturen, neue Menschen kennen.

00:30:04: Und ich glaube, wir müssen uns nicht vormachen, die die Institution Kirche ist natürlich extrem angestaubt, genauso wie die Institution Schule total angestaubt ist.

00:30:12: Aber ich glaube, wir alle erinnern uns an eine Lehrer, eine Lehrerin, die uns irgendwann mal für einfach begeistert hat.

00:30:18: Und das war, weil die Person cool war, weil wir die Person toll fanden.

00:30:22: Ja, ich habe den Zugang damals zu unserer Gemeinde gekriegt, weil wir irgendwie einen coolen Jugendreferenten hatten, der gekommen ist.

00:30:27: Vorher fand ich das auch alles total langweilig, aber der hat irgendwie tolle Sachen mit uns gemacht.

00:30:31: Ich glaube, es liegt tatsächlich an einzelnen Menschen.

00:30:34: Und damit ist es natürlich auch so ein bisschen Glückssache, wann laufen uns diese Menschen über den Weg.

00:30:40: Aber je offener ich bin, je mehr ich mich tatsächlich physisch bewege, je mehr Kulturen verschiedene Menschen ich kennenlerne, in Sportvereinen, in Sportarten.

00:30:51: Warum nicht mal in eine Synagoge gehen zu einem Gottesdienst oder in der Moschee mit meinen Kindern?

00:30:57: Habe ich das auch gemacht.

00:30:58: Einfach, dass Sie das mal merken.

00:30:59: Es gibt auch andere Welten jenseits der Welt, der Blasen, der wir groß wären.

00:31:05: Und dann ist es halt viel Vertrauen, dass irgendwas hängen bleibt.

00:31:09: Das ist ja immer so unser Wunsch als Eltern, Eindrücke zu hinterlassen.

00:31:13: Und ich glaube, wir sind da häufig viel zu ungeduldig und müssen einfach sagen, dass das braucht, bis sich das setzt.

00:31:18: Wenn ich mich heute mit meinen Kindern jetzt erwachsen sind, unterhalte, merke ich, bin ich manchmal überrascht, was dahin geblieben ist.

00:31:24: Dinge, die für mich überhaupt nicht von Relevanz waren.

00:31:27: Sagen die, Mensch, da hab ich eine tolle Erinnerung dran, das war total cool.

00:31:31: Und ich denk noch, was war mit dem Ding, da hab ich mir total schön Mühe gegeben und die gar nicht mehr dran erinnern.

00:31:36: Also wie toll ist das denn, dass so viel nebensächliches hängen bleibt?

00:31:40: Ja, ja, super spannend.

00:31:42: Und beim Thema Theologie oder Spiritualität, erklärst du deinen Kindern viel oder hast du deinen Kindern da immer viel erklärt?

00:31:49: Oder hast du sie einfach erleben lassen?

00:31:52: Vorgelebt, also ich glaube, ehrlich gesagt, habe ich mir über Erziehung nie wirklich Gedanken gemacht, sondern es war einfach ein Mitgehen.

00:31:59: Ich war viel auf Reisen, habe meine Kinder, meine Familie wirklich mitgenommen, habe sie Erfahrung machen lassen, so reflektiert, wie ich das heute erzähle, war ich glaube ich nie, sondern es war... immer hektisch, immer schnell, aber ich habe immer versucht, die Kinder irgendwie mitzunehmen, mitzuintegrieren, Erfahrung machen zu lassen.

00:32:17: Und heute kann ich sagen, es ist scheinbar so, als hätte ich nicht alles falsch gemacht.

00:32:23: Ja, sehr schön.

00:32:24: Ja, das ist doch eine tolle Erkenntnis.

00:32:26: Ich finde es persönlich als wahnsinnig inspirierend, damit selber nach Hause zu gehen und meinen Kindern mit bestem Beispiel voranzugehen, sie viel mitzunehmen, sie sehen zu lassen, was da draußen so gibt, sowohl in Sachen Bewegung, Sport als auch in Sachen Religion und Spiritualität.

00:32:42: Vielen, vielen Dank dir, Stefan, für diese wieder mal inspirierende Folge.

00:32:46: Für mich ist diese Verbindung zwischen Bewegung, Sinnsuche und Spiritualität jetzt irgendwie total schlüssig und faszinierend zugleich.

00:32:52: Also danke für die einzigartigen Einblicke und die Instauration.

00:32:56: Vielen Dank für die Einladung und die erneut cleveren und ideenreichen Fragen.

00:33:02: Sehr gerne, es freut mich, dass du das so siehst.

00:33:06: Ciao, mach's gut.

00:33:07: Ciao, vielen

00:33:30: Dank, Stefanie.

00:33:35: Danke, dass du heute dabei warst und bis zum nächsten Mal bei Gesundsein.

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